Coronavirus breitet sich weiter aus – Preise fallen auf neue Langzeittiefs
* Markt-News für Dienstag den 28. Januar 2020 *
Die Ölpreise befinden sich in den letzten Tagen in einem schier freien Fall. Mit dem Ausbruch und der Ausbreitung des Coronaviruses jagt ein neues Langzeittief das nächste. Die neuen Zahlen von ICE und NYMEX zeigen, dass die Netto-Long-Positionen bei Brent zum Stand Dienstag vergangene Woche auf das höchste Niveau seit Juni 2019 gestiegen waren.
Bei WTI war das Niveau Anfang Januar zwar schon einmal etwas höher als aktuell, davor wurden allerdings nur im Mai 2019 letztmals eine derart starke Netto-Long Ausrichtung registriert. Die Trader setzten also ziemlich deutlich auf steigende Preise, bevor das Coronavirus Mitte letzter Woche zum Thema wurde. Diese starke Netto-Long-Ausrichtung ist eine Erklärung, weshalb die Preise momentan derart stark einbrechen. Trader, die auf höhere Preise wetteten, stellen ihre Positionen glatt, da nun mit einem negativen Einfluss auf die Ölnachfrageentwicklung zu rechnen ist.
Die OPEC+ Gruppe bespricht bereits ob und wie man auf den Ausbruch reagieren will. Noch gibt es keine Entscheidung und auch keine Notwendigkeit für ein Sondermeeting der Gruppe, wenngleich man eine erneute Verstärkung der Produktionskürzungen bespricht, nachdem man erst zum Januar weitere Kürzungen von 0,5 Mio. B/T umgesetzt hatte. Der Ölminister Saudi-Arabiens hatte gestern allerdings erst angekündigt, dass man bislang nicht davon ausgehe, dass die Ölnachfrage stark beeinflusst werde.
Dem entgegen steht allerdings die Schließung von Geschäften, Fabriken, Flughäfen, Bahnhöfen und anderen Einrichtungen in China. Dies senkt nicht nur direkt den Verbrauch von Treibstoffen, sondern schwächt ebenfalls das BIP Wachstum, was so indirekt ebenfalls zu einem niedriger als bisher erwarteten Ölbedarf Chinas führen dürfte. Die Feiertage zum chinesischen Neujahr, das am Wochenende begann, wurden um 3 Tage verlängert, sodass die negative Wirkung auf Wirtschaft und Ölnachfrage zunehmen dürfte, während Reisen in und aus der Region Hubei weiter untersagt sind.
„Die Nachfrageängste, die sich aus dem Ausbruch des Coronavirus ergeben, scheinen übertrieben zu sein, aber das bedeutet nicht, dass sie die Preise kurzfristig nicht weiter belasten werden,“ so die Analysten bei Stratas Advisors. „Obwohl der Ausbruch die Transportnachfrage in China im ersten Quartal sicherlich belasten wird, ist es unwahrscheinlich, dass sich die erwartete Treibstoffnachfrage weltweit ändert,“ so deren Einschätzung. Diese Ansicht teilen allerdings nur wenige Experten, denn schließlich trägt China einen Großteil zum weltweiten Ölnachfragewachstum bei. Sicherlich sind die Auswirkungen auf die Ölnachfrage noch nicht abzuschätzen, allerdings wird der bereits jetzt zu verzeichnende Wegfall durch die Schließung der Flughäfen und anderer Einrichtungen nicht mehr aufzuholen sein.
Das Problem bei solchen Events ist, dass der Ausfall einer Reisesaison und die Sperrung von Flughäfen keine Verschiebung der Nachfrage ist. Werden die Beschränkungen aufgehoben, werden die Reiseaktivitäten nicht mehr nachgeholt, und auch die Industrie kann den Wegfall höchsten teilweise aufholen, weshalb man von einer Vernichtung der Nachfrage spricht.
Die Marktlage ist sicherlich stark überkauft und die massive Abwärtsreaktion mag in Teilen auch übertrieben sein, allerdings war die Netto-Long-Ausrichtung davor auch hoch, sodass das Verkaufspotenzial enorm ist. Dieses entlädt sich aktuell in einer massiven Verkaufswelle in der Gasoil binnen einer Woche in der Spitze bereits -12,2% an Wert verloren hat und die Preise für Heizöl in der Region Nord um -9,3% sanken.
„Der Markt befindet sich im Moment im freien Fall,“ so Analyst Mark Waggoner, von Excel Futures. „Sofern Libyen keine große Versorgungsstörung darstellt, werden sich alle auf China konzentrieren.“ Der jüngste Preisverfall könnte sich sogar verschlimmern, wenn sich das Virus weiter ausbreite. „Es wird schlimmer werden, bevor es besser wird,“ so Waggoner weiter, der bei WTI noch Abwärtspotenzial bis zur Marke 50,50 Dollar sieht, bevor der Markt für Käufe wieder attraktiv werde.
Momentan scheint es China auch noch nicht zu gelingen das Virus einzudämmen. Wurden Montag noch von 80 Todesfällen und 2.744 Infektionen gemeldet, so stieg die Anzahl der Todesfälle heute bereits auf 106 und die Anzahl bestätigter Neuinfektionen soll sich binnen eines Tages mehr als verdoppelt haben.
Die Futures haben sich in den Morgenstunden zunächst offenbar gefangen und die Vortagestiefs bislang nicht unterschritten. ICE Gasoil notiert dabei dennoch nur knapp unterhalb der Vortagestiefs, sodass sich bei den rein rechnerischen Inlandspreisen aktuell weitere Abwärtspotenziale andeuten.
Preisbestimmende Faktoren:
+ Coronavirus: OPEC diskutiert mögliche Kürzungen |
+ Shell: Force Majeure auf Bonny Light |
+ Libyens Ölexporte weitestgehend gestoppt |
+ Iran reichert Uran in unbegrenztem Umfang an |
+ OPEC+ beschließt zusätzliche Produktionskürzung um 0,5 Mio. B/T |
– Coronavirus breitet sich in China weiter schnell aus |
– China stellt mehrere Millionen-Metropolen unter Quarantäne |
– Produktion an irakischem Ölfeld wieder gestartet |
– EU verlängert Streitschlichtung mit Iran |
– Kuwait bestätigt Restart des Wafra Ölfeldes im März |
– Coronavirus beeinträchtigt Reiseaktivität und Ölverbrauch |
– Monatsberichte EIA, IEA, OPEC |
Die Heizperiode für den Winter ist in vollem Gange, Ihr Heizöl Vorrat könnte niedriger sein als Sie erwarten. Das Wetter für die Region Südpfalz ist für heute regnerisch bei 7° Grad Höchstteperatur gemeldet. Gehen Sie doch mal in Ihren Keller und prüfen Sie gleich Ihren Heizöl Vorrat. Bei Bedarf würden wir uns über Ihre Anfrage freuen.
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