Enttäuschende US-Daten belasteten Ölpreise
* Oil-News für Freitag den 23. August 2019 *
Während der Markt auf die nächste offizielle Runde von Handelsgesprächen zwischen den USA und China wartet, stand in dieser Woche die Geldpolitik im Fokus. Vor allem das Treffen internationaler Notenbänker in Jackson Hole, Wyoming, wurde mit Spannung erwartet und könnte dem Markt kurz vor dem Wochenende noch neue Impulse geben.
Sollte der Präsident der US-Notenbank, Jerome Powell, in Jackson Hole heute eine weitere Zinssenkung andeuten, würde dies den Dollar belasten. Dadurch würden die in Dollar gehandelten Ölfutures für Käufer außerhalb der USA günstiger und somit attraktiver. Dieser Effekt könnte sich dann auch mittelfristig verstärken, wenn die Fed im September tatsächlich einen weiteren Zinsschritt verkündet. Da sich die US-Notenbänker bei der letzten FOMC-Sitzung jedoch alles andere als einig waren, was das am Mittwoch veröffentlichte Sitzungsprotokoll zeigte, könnte sich Powell jedoch vorerst mit Äußerungen zur Zinspolitik weiterhin bedeckt halten.
Die Sorgen im Hinblick auf die Ölnachfrage wurden zuletzt durch den Rückgang der Produktnachfrage in den USA sowie durch enttäuschende amerikanische Industriedaten verstärkt. Laut einer gestern veröffentlichten Vorabschätzung liegt der Einkaufsmanagerindex aus dem verarbeitenden Gewerbe der USA im August unter Wachstumsmarke von 50. Die erwartete Kontraktion im Industriesektor könnte sich auch in der Ölnachfrage widerspiegeln.
Bislang wirken den Nachfragesorgen – neben der Hoffnung auf weitere geldpolitische Lockerungen – jedoch noch die Förderkürzungen der OPEC und ihrer Partner sowie Produktionsausfälle in Kanada. Mittelfristig stützt zudem auch die Verlängerung der Produktionsbeschränkungen, die seit dem Jahreswechsel in der ölreichen kanadische Provinz Alberta gelten und nun noch bis Ende 2020 fortgesetzt werden sollen.
Auch der Konflikt zwischen den USA und dem Iran gehört weiterhin zu den Faktoren, die einen stärkeren Preisrückgang verhindern. Ein Mitglied des US-Außenministeriums bekräftigte erst am gestrigen Donnerstag noch einmal, dass die US-Regierung ihre Sanktionen mit aller Härte durchsetzen werde, sollte jemand auf die Idee kommen, mit dem iranischen Öltanker Adrian Darya Geschäfte machen oder dem Tanker Geschäfte ermöglichen. Abgesehen davon könnte die Produktion Venezuelas bald weiter sinken, sollten die USA nicht bis Ende Oktober eine Ausnahmeregelung für Dienstleister für Ölbohranlagen verlängern.
Dies ändert jedoch vorerst nichts daran, dass man für das kommende Jahr wieder mit einem Überangebot rechnet. Vor allem die Entwicklung der Handelsgespräche zwischen den USA und China bleibt ein Unsicherheitsfaktor, der das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage maßgeblich beeinflussen dürfte, ungeachtet dessen, ob die Notenbänker mit weiteren geldpolitischen Lockerungen versuchen, die Wirtschaft anzukurbeln.
Die Ölpreise bleiben heute Morgen deutlich unterhalb der Niveaus von Donnerstagmittag. Der Euro/Dollar-Kurs testet derweil das Vortagestief, was die in Dollar gehandelten Ölimporte verteuert. Daher deuten sich bei den Inlandspreisen rechnerisch dennoch leichte Preisaufschläge an.
Preisbestimmende Faktoren:
+ Kanada verlängert Produktionsbeschränkungen |
+ Ausfall am Hibernia Ölfeld |
+ USA geht im Handelsstreit auf China zu |
+ Saudi-Arabien kürzt Ölexporte September um 0,7 Mio. B/T |
+ Spannungen mit Iran im Atomdeal und in der Straße von Hormus |
– US Ölbestandsveränderungen DOE |
– US Schieferölproduktion steigt im August schneller als erwartet |
– China und USA heizen Handelsstreit weiter an |