Inlandspreise fallen auf 7-Monatstief – OPEC will Preisverfall aufhalten
* Oil-News für Donnerstag den 8. August 2019 *
Seit Dienstag befindet sich Brent wieder in einem Bärenmarkt, was bedeutet, dass die aktuellen Preisniveaus gegenüber dem Jahreshoch Ende April um über 20% gefallen sind. In einer Zeit, in der sich das globale Wirtschaftswachstum abschwächt, schadet der Handelskonflikt zwischen USA und China massiv und sorgt für immer neue Abwärtskorrekturen bei den Nachfrageprognosen.
Die EIA hatte in ihrem Monatsreport das Ölnachfragewachstum 2019 zum siebten Mal in Folge nach unten angepasst und auch mehrere Analysten haben ihre Warnungen bereits Kund getan. Nun folgt auch das Handelshaus Vitol, wo man das Ölnachfragewachstum 2019 bei nur noch 0,60 bis 0,65 Mio. B/T einschätzt, und für 2020 ein Wachstum von 0,80 Mio. B/T erwartet. Bei JPMorgan Chase & Co. geht man immerhin von 0,8 Mio. B/T für 2019 aus.
Beide schätzen das Ölnachfragewachstum aber deutlich geringer als die EIA ein, die für das laufende Jahr mit einem Nachfragezuwachs von 1,0 Mio. B/T rechnet. Am Freitag wird die IEA ihren Monatsbericht veröffentlichen und schon jetzt ist klar, auch hier ist mit einer Senkung der Erwartungen zurechnen. Im Bericht vom Juli hatte man das Ölnachfragewachstum 2019 noch auf 1,2 Mio. B/T taxiert. Doch nur wenige Tage nach dem Report hatte der IEA Chef bereits angekündigt, dass man diesen Wert auf 1,1 Mio. B/T korrigieren müsse.
Das war allerdings vor der Ankündigung neuer Strafzölle der USA gegen China und deren Gegenmaßnahmen. Damit stellt sich also nicht mehr die Frage ob die IEA ihre Prognosen zum Ölnachfragewachstum korrigiert, sondern eher um wie viel! Zu beachten ist allerdings, dass die IEA bei der Ermittlung der Ölnachfrage auch LNG berücksichtigt, was die Vitol bei ihrer Schätzung außen vor lässt.
Analyst Giovanni Staunovo, von der UBS Wealth Management, sieht die Stimmung am Markt weiter sehr bearish. „Es ist eine Kombination der gleichen Faktoren, die die Preise in den letzten Tagen belastet haben: Handelskriegsbedenken, geringeres Wirtschaftswachstum, geringeres Wachstum der Ölnachfrage und obendrein haben wir jetzt die DOE Daten, die bearisch sind und sicherlich nicht helfen“, so sein Fazit. Die Aufbauten bei den US Ölvorräten belasten die Preise, da man in den Sommermonaten durch die hohe Produktnachfrage und Raffinerieauslastung eigentlich mit Abbauten rechnet.
Stattdessen stiegen die Rohöl- und Produktvorräte zusammen genommen um 10,4 Mio. Barrel. Vor allem bei Benzin ist die Lage ungewöhnlich. Trotz der Fahrsaison haben die Bestände mit 235,2 Mio. Barrel den höchsten Stand seit Ende März erreicht. Für die Experten bei Drillinginfo liegt die Sommerpreisrange für WTI bei 50 bis 61 Dollar, wobei es unwahrscheinlich sei, dass die Preise ohne einen militärischen Konflikt mit dem Iran genug Auftrieb bekommen, dass sie das obere Ende ins Visier nehmen könnten.
Die jüngste Preisentwicklung erhöht den Druck auf die OPEC+ Gruppe, deren momentane Produktionskürzungen ganz offenbar nicht ausreichen, um den Markt zu stabilisieren. Laut eines Informanten aus Saudi-Arabien, der namentlich nicht genannt werden will, hat man in der Angelegenheit bereits Kontakt mit anderen Öl produzierenden Ländern aufgenommen. Saudi-Arabien werde eine Fortsetzung des Preisverfalls nicht tolerieren und alle Optionen abwägen.
Preisbestimmende Faktoren:
+ Mögliche Intervention der OPEC um Preisrutsch aufzuhalten |
+ NOC erklärt Force Majeure für Sharara-Öl |
+ Spannungen mit Iran im Atomdeal und in der Straße von Hormus |
+ USA haben Sanktionen gegen Venezuela verschärft |
= OPEC+ verlängert Produktionskürzung bis Ende März 2020 |
– US Ölbestandsdaten DOE |
– EIA Monatsreport |
– China und USA heizen Handelsstreit weiter an |
– Saudi-Arabien und Kuwait mit möglicher Produktionssteigerung |