Ölpreise ziehen nach bullishen API Bestandsdaten deutlich an
* Oil-News für Mittwoch den 28. August 2019 *
Sah es am Montag noch nach einer spektakulären Wende in Sachen Iran aus, so dürfte dies mit den Kommentaren Rouhanis gestern wieder vom Tisch sein. Es werde nur dann wieder Gespräche mit den USA geben, wenn diese vorab alle Sanktionen aufheben, so der iranische Präsident. Trump hatte sich bisher zwar noch nicht wieder zu dem Thema geäußert, doch bleibt der US Präsident seiner Linie treu, dürfte ein derartiges Entgegenkommen ausgeschlossen sein.
„Es gibt also keine Hoffnung auf irgendeine Erholung bei der Ölversorgung aus dem Iran“, fasst Analyst Bart Melek, von TD Securities, die Situation knapp zusammen. Eine Annäherung von Iran und USA bzw. ein neues Atomabkommen mit der Aufhebung der Sanktionen, hätte die Ölproduktion des Iran potenziell um bis zu 1,7 Mio. B/T steigern können. Hatte das Land vor Austritt der USA aus dem Atomabkommen noch rund 3,8 Mio. B/T gefördert, so sollen es im Juli laut EIA gerade einmal noch 2,1 Mio. B/T gewesen sein.
Ohne die Aussicht auf neue Mengen aus dem Iran bleibt es bei der aktuellen Versorgungslage, und die ist nach Ansicht von Analystin Amrita Sen, von Energy Aspects, ziemlich knapp. Die Bestände nahmen in den letzten Monaten zwar zu, aber in der zweiten Jahreshälfte geht man von einer schlechteren Versorgungslage aus, da die saisonale Nachfrage stärker ist. Experten gehen zum Teil von einer Unterversorgung aus. Für Sen wird dies auch durch die Entwicklung des Time-Spreads bei Brent widergespiegelt.
Ist der Frontmonat teurer als die Folgemonate, spricht man von einer Contango Konstellation. Diese ist ein Zeichen einer knappen Marktlage und umso stärker diese ausgeprägt ist, desto knapper wird die Marktlage an der Börse eingeschätzt. War der Frontmonat Brent am 7. August noch etwa 0,92 Dollar teurer als eine Lieferung 6 Monate später (6-Monats Spread), so hat sich der Preisunterschied nun auf aktuell 2,13 Dollar ausgeweitet.
Auch die US Ölbestandsdaten des API deuten auf eine knappere Verfügbarkeit hin. Marktteilnehmer hatten mit Abbauten bei Rohöl gerechnet, und Analyst Daniel Flynn berichtet, dass es vorab schon Gerüchte gab, dass das API wohl einen deutlichen Bestandsrückgang bei Rohöl von 3 Mio. Barrel oder größer, sowie Abbauten bei Destillaten und Benzin, melden würde. Letztlich war es dann sogar ein Rückgang von 11,1 Mio. Barrel bei Rohöl, was die Marktteilnehmer sicherlich überraschte. Kombiniert mit den Abbauten bei Destillaten und Benzin sind die Zahlen des API klar bullish zu werten.
Nachdem eine Lösung mit dem Iran nun erst einmal wieder vom Tisch ist und die US Ölbestandsentwicklung offenbar starke Abbauten liefert, ist die fundamentale Konstellation aktuell leicht bullish einzustufen. Trader warten nun noch auf die Zahlen des DOE um 16:30 Uhr. Da der Euro/Dollar-Kurs in der Nacht noch leicht nachgab, verstärkt dies die Wirkung des Preisanstiegs an den Börsen für das Inland noch einmal. Bei den Inlandspreisen deuten sich damit aktuell rechnerisch deutliche Preissteigerungen zum Vortag an.
Preisbestimmende Faktoren:
+ US Ölbestandsveränderungen API |
+ Iran: Nur bei Aufhebung aller US Sanktionen neue Verhandlungen |
+ China und USA gehen bei Handelsstreit wieder aufeinander zu |
+ Kanada verlängert Produktionsbeschränkungen |
+ Saudi-Arabien kürzt Ölexporte September um 0,7 Mio. B/T |
+ Spannungen mit Iran im Atomdeal und in der Straße von Hormus |
– Mögliche Gespräche zwischen USA und Iran |
– China und USA heben gegenseitige Zölle weiter an |
– US Schieferölproduktion steigt im August schneller als erwartet |
– China und USA heizen Handelsstreit weiter an |