OPEC Kürzungen reichen nicht aus
* Oil-News für Donnerstag den 04.Juli 2019 *
Nach einer OPEC Entscheidung über die Produktionsmengen, wie am Dienstag, steht der Markt in der Regel noch eine Zeit im Bann dieses Beschlusses. So auch diesmal. Doch die länger als erwartete Produktionskürzung der OPEC+ Länder hat ihre bullishe Wirkung verfehlt. Eigentlich bedeutet eine längere Kürzung ein längere Verknappung der Versorgungslage, was bullish ist, doch Marktteilnehmer interpretieren die OPEC Entscheidung diesmal anders.
Die längere Laufzeit wird primär dahingehend gedeutet, dass man das Abkommen nicht zu Beginn des saisonal nachfrage schwachen ersten Quartals auslaufen lassen will. Das Ende der Produktionskürzungen in Verbindung mit einem saisonalen Nachfragerückgang würde die Preise sicherlich stark belasten. Doch die länger als erwartete Kürzung „hebt die Sorgen eines überversorgten Marktes in 2020 hervor“, so die Analysten der Credit Suisse. „Auch wenn die drei Extramonate ermutigend wirken, sehen wir das Risiko, dass die OPEC+ die Produktionskürzungen über das erste Quartal hinaus verlängern (oder möglicher Weise sogar verstärken) muss, da ein robustes Wachstum der Nicht-OPEC-Produktion den zu einem Überangebot führen wird,“ so das Fazit.
Eine ähnliche Einschätzung hat man auch bei Marex Spectron: „Wenn wir keinen stärkeren Kürzungen sehen, sind 70 Dollar oder höher für Brent meiner Meinung nach unerreichbar. Und obwohl die Nachfrage in den letzten Wochen, nach einem sehr schwachen Mai und Juni wieder positiv überraschte, verliert sie nun wieder an Boden. Ich sehe kein Aufwärtspotenzial,“ so die Meinung von Georgi Slavov, von Marex Spectron.
Der Markt ist mittlerweile deutlich weicher geworden, denn auch die physischen Knappheit bei Brent, die im Frühjahr stark ausgeprägt war, hat sich nun wieder zurückgebildet. Eine Backwardation Konstellation, bei der der Frontmonat teurer gehandelt wird als die Folgemonate, gilt als Zeichen einer knappen Marktlage. Mitte Juni notierte der Frontmonat noch 2,55 Dollar über dem Preis für eine Lieferung in 6 Monaten. Aktuell liegt der Preisunterschied nur noch bei 1,35 Dollar, sodass die bullishe Markteinschätzung abgenommen hat. Auch die Prämien bei physischen Lieferungen am Spotmarkt sinken. Vor allem am Golf von Mexiko in den USA ist dies spürbar. Im März wurde ein Warenkorb an verschiedenen Rohölsorten noch mit einer Prämie von 7,50 Dollar zu WTI gehandelt, aktuell sind es gerade einmal noch etwa 2 Dollar.
Die Versorgungslage dürfte sich vor allem auch deshalb entspannen, da Venezuela nun wieder mehr Rohöl exportiert (03.07.2019 Venezuelas Ölexporte steigen im Juni) und die Wartungsarbeiten an den Ölfeldern in der Nordsee abgeschlossen werden, sodass auch von dort wieder mehr Ware am Markt verfügbar ist. Trader berichten auch, dass zusätzliche Cargoes aus Nigeria und Kasachstan zur Verfügung stehen. Kasachstan hatte im April und Mai die Förderung am größten Ölfeld, Kashagan, um etwa 200.000 B/T gedrosselt. Nachdem auch hier die Wartungsarbeiten abgeschlossen sind, steht mehr Rohöl zur Verfügung.
Die Abbauten bei den US Rohölbeständen von gestern haben es nicht geschafft die bullishen Zahlen des API und der Erwartungen zu bestätigen. Die Bestandsveränderungen waren im Vergleich alle tendenziell auf der bearishen Seite, während die Ölförderung und auch die Gesamtbestände gestiegen sind (03.07.2019 Gesamtölbestände der USA in der vergangenen Woche leicht gestiegen). Entsprechend sind auch die Zahlen eher bearish zu sehen. Nachdem das OPEC Meeting nun vorbei ist, befindet sich der Markt nun in einem Spannungsfeld, bei dem kurzfristig zwar mit einer saisonalen Erholung der Nachfrage zu rechnen ist, was die Preise stützen könnte, langfristig bleiben Marktteilnehmer allerdings skeptisch und rechnen mit einer Überversorgung im kommenden Jahr.
In den Morgenstunden haben die Ölpreise einen Teil der gestrigen Kursgewinne eingebüßt und starten nun unterhalb der späten Vortageshochs in den US Feiertag. Das Handelsvolumen wird heute und morgen extrem dünn erwartet, während sich bei den Inlandspreisen zu gestern rechnerisch nur kleinere Veränderungen andeuten.
Fazit:
+ Iran überschreitet Grenzen des Atomdeals |
+ China und USA starten Handelsgespräche neu |
+ USA verschärfen Sanktionen gegen den Iran |
+ Powell und Draghi kündigen expansive Geldpolitik an |
+ USA haben Sanktionen gegen Venezuela verschärft |
= OPEC+ verlängert Produktionskürzung bis Ende März 2020 |
– US Ölbestandsveränderungen DOE |
– Venezuela kann Ölexporte überraschend steigern |
– Analysten: Marktlage dürfte auch 2020 schwach bleiben |
– Kasachstan steigert Ölförderung am Kashagan Ölfeld |
– USA und China belegen sich mit neuen Strafzöllen |
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