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Preiseinbruch nach Trump-Tweet – Stärkster Kursverlust seit 2015

 * Oil-News für Freitag den 2. August 2019 *

Die US Fed senkt die Zinsen, der Iran setzt Öltanker bei der Durchfahrt der Straße von Hormus fest, die USA sanktionieren den Iran so stark wie noch nie, in Libyen fällt die Produktion am größten Ölfeld aus, die US Ölförderung blieb im Mai hinter den Erwartungen zurück, die US Rohölbestände fallen in der siebten Woche in Folge, während die OPEC+ Gruppe die Ölförderung seit Jahresbeginn deutlich einschränkt.

Diese Kombination an bullishen Faktoren hätte die Ölpreise an ICE und NYMEX in den letzten Jahren massiv gestützt und wohl zu einer veritablen Preisrallye geführt. Doch auch wenn einige der Meldungen erst in dieser Woche entstanden, so scheint es diesmal anders zu sein. Die Tatsache, dass der Markt so gut wie überhaupt nicht nach oben reagiert ist ein Zeichen, dass man sich auf ganz andere Dinge konzentriert. Das Hauptaugenmerk scheint bei der mittel- bis langfristigen Entwicklung des Marktgleichgewichts zu liegen, und da kommt es vor allem auf das erwartete Produktions- und Nachfragewachstum an.

Beim Wachstum der Ölförderung scheint der US Markt aktuelle einen Dämpfer zu erhalten. Viele Produzenten im Schieferölbereich bleiben mit ihren Ölquellen hinter den erwarteten Förderzahlen zurück und umfangreiche Neuinvestitionen bleiben aus, auch wenn die Preisniveaus eigentlich attraktiv sind. Die Ölproduktion sank laut EIA im Mai zwar leicht, lag im Jahresvergleich aber noch immer bei rund +1,65 Mio. B/T, was alleine schon höher als das prognostizierte globale Ölnachfragewachstum ist. Mit der Fertigstellung mehrerer Inlandspipelines wird die Branche in der zweiten Jahreshälfte noch einmal einen kleinen Boom bekommen, sodass die Produktion weiterhin deutlich zulegen dürfte.

Auf der Nachfrageseite werden derzeit die größten Schwächen gesehen. Das Ölnachfragewachstum blieb bisher hinter den Erwartungen zurück, was vor allem an der schwachen Performance der globalen Wirtschaftsentwicklung liegt. Diese wiederum wird durch die zunehmenden Spannungen bei den internationalen Handelsbeziehungen belastet, zu denen der Brexit, vor allem aber der Handelskrieg zwischen USA und China zählen. Und bei letzterem hat Trump am späten Abend per Twitter nachgelegt und eine neue Runde von Strafzöllen angekündigt.

Mit 10% Einfuhrabgaben auf chinesische Güter mit einem jährlichen Umsatzvolumen von rund 300 Mrd. Dollar, werden die USA ab 1. September quasi alle Importe aus China mit Strafzöllen belegen. Trump lässt zwar eine Verhandlungstüre offen, kündigte zeitgleich aber auch an, dass die Zölle künftig auf „deutlich über 25%“ steigen könnten. Damit bricht Trump den bisher den Waffenstillstand, den man zuletzt zwischen beiden Seiten hatte. Statt der erwarteten Annäherung scheint sich die Sanktionsspirale weiter zu drehen, die von vielen Experten als Hauptursache für die eingetrübten globalen Konjunktur- und damit auch Ölnachfrageaussichten ist.

Analysten sind sich bei der Einschätzung der Situation einig. „Die jüngste Tarifrunde hat die bereits eingetrübten Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum und die Ölnachfrage getrübt“, sagt zum Beispiel Stephen Innes, von VM Markets. „Der sich zuspitzende Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China bestätigt die schlimmsten Befürchtungen des Ölmarktes in Bezug auf ein Überangebot“, kommentiert Analystin Vandana Hari, von Vanda Insights, die Ankündigung Trumps. „Wenn von hier aus alles bergab geht, wird die Aufmerksamkeit wieder auf die OPEC+ Gruppe gerichtet sein, um zu sehen, ob die Produzenten ihre Kürzungen vor Ablauf des aktuellen Vertrags verstärken werden.“

Marktdaten deuten daraufhin, dass sich das Marktverhältnis in der zweiten Jahreshälfte 2019 zwar normalisieren wir und sich ein leichtes Unterangebot ergibt, für das kommende Jahr rechnet man bei der bisherigen Konstellation aber dennoch mit einer Rückkehr der Überversorgung. Die US Fördergebiete werden einen Großteil zum Produktionswachstum beitragen, aber auch aus anderen Regionen, wie Brasilien oder Norwegen werden einen kleinen Beitrag zum Angebotswachstum beitragen, der die erwartete Überversorgung in 2020 noch einmal verstärkt. Die Analysten von Citigroup und JPMorgan Chase rechnen damit, dass das Angebot im kommenden Jahr um ca. 1 Mio. B/T schneller wachsen wird als die Nachfrage, sodass sich für jedes einzelne Quartal eine Überversorgung ergeben werde.

Verstärken könnte sich die Lage, wenn einige der geopolitischen Spannungen auflösen. Sollte es zum Beispiel ein neues Abkommen mit dem Iran geben oder sich Maduro in Venezuela zurückziehen, könnten Sanktionen gelockert oder aufgehoben werden, mit denen das Ölangebot mit einem Schlag zunehmen würde. Diese Mengen kämen zur erwartete Überversorgung noch einmal hinzu. Marktteilnehmer sind daher zunehmend skeptisch was Preisrallyes anbelangt, so lange keine wirklichen Katastrophen passieren, wie ein ausgewachsener militärischer Konflikt zwischen USA und Iran.

Die Futures an ICE und NYMEX ziehen nach dem starken Preiseinbruch von gestern, der sich bei WTI zwischenzeitlich auf -7,3% belief. Da sich die Futures aber noch immer weit unter den Niveaus von gestern Nachmittag befinden, und der Euro/Dollar-Kurs etwas zulegen konnte, deuten sich bei den rechnerischen Inlandspreisen am Morgen erhebliche Preisnachlässe zum Vortag an.

 

Preisbestimmende Faktoren:

US-Regierung sanktioniert iranischen Außenminister
DOE meldet starke Bestandsabbauten
NOC erklärt Force Majeure für Sharara-Öl
Fed senkt Basiszinssatz um -0,25 Basispunkte
Iran und Russland planen Militärmanöver in der Straße von Hormus
Iran beschlagnahmt britischen Tanker in der Straße von Hormus
Iran überschreitet Grenzen des Atomdeals
USA haben Sanktionen gegen Venezuela verschärft
= OPEC+ verlängert Produktionskürzung bis Ende März 2020
– Trump kündigt neue Strafzölle gegen China an
– Gespräche zwischen Iran und übrigen Partnern aus dem Atomabkommen „konstruktiv“
– Saudi-Arabien und Kuwait mit möglicher Produktionssteigerung
– Handelsstreit zwischen USA und China

 

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