Bärenmarkt – Reagiert nun die OPEC?
* Markt-News für Montag den 03. Februar 2020 *
Das Coronavirus lässt sich – trotz aller Bemühungen – bisher weiter schwierig eindämmen. So ist die Zahl der Infizierten mittlerweile auf 17.387 gestiegen, von denen sich 2.298 in einem kritischen Zustand befinden sollen. An dem Virus gestorben sind bisher 362. Sowohl die Zahl der Infizierten als auch die Todesfälle steigt damit täglich weiter um etwa 20%.
Heute ist der erste Handelstag in China nach dem Beginn des Neujahrsfestes vor rund einer Woche. Sowohl der Shanghai Composite Index als auch der Shenzhen Composite Index eröffneten mit einem Kursrutsch von -8,1% bzw. -8,6%. Damit reagiert der chinesische Markt auf die aktuell schwierige wirtschaftliche Lage, in die der Coronavirus das Land gebracht hat.
2019 wuchs die chinesische Wirtschaft um nur 6,1%, was der schwächste Wert seit 1990 ist. Dies war mit ein Grund, weshalb das globale Wirtschaftswachstum von 3,6% auf 3,0% absackte und sich auch bei der Ölnachfrage keine Erholung einstellte. Eigentlich sollten die Unternehmen nach den Neujahrsfeiertagen heute wieder öffnen, doch vor allem ausländische Unternehmen bleiben weiter zu und in 14 Provinzen und Städten soll die Geschäftspause um eine Woche verlängert werden.
Analyst Zhang, von der Chinese Academy of Social Sciences, geht davon aus, dass das chinesische Wirtschaftswachstum im ersten Quartal auf 5% fallen wird, vorausgesetzt die Epidemie dauert nur bis Ende März. Dies sei sein optimistischstes Szenario. Er machte aber keine Prognose für den Fall, dass der Ausbruch noch länger dauert. Zwar werde sich das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal wieder erholen, das Jahreswachstum könnte allerdings auf 5,7% sinken, so Zhang.
Bei Goldman Sachs schätzt man, dass der Virus das US Wirtschaftswachstum im ersten Quartal um -0,4%-Punkte senken könnte. Auch hier sieht man zwar eine Erholung im zweiten Quartal, allerdings bestehe auch das Risiko, dass der Einfluss noch gravierender ausfalle als man bisher annimmt. Bei Oxford Economics hat man die Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum 2020 ebenfalls schon um 0,2%-Punkte auf 2,3% korrigiert.
Analysten sehen in dem Coronavirus den größten Nachfrageschock, den der Ölmarkt seit der Finanzkrise 2008 und 2009 verkraften musste. Bei JPMorgan sieht man im ersten Quartal nun ein um 0,3 Mio. B/T geringeres Ölnachfragewachstum, das im zweiten Quartal mit 0,5 Mio. B/T nur bei etwa der Hälfte der bisherigen Schätzung liegen dürfte. „Für dieses Jahr gab es vor dem Ausbruch etwas Hoffnung, was den Nachfrageausblick anbelangt, doch dies wurde mit einem Schlag beendet. Die OPEC+ muss reagieren. Wenn es keine weiteren Produktionskürzungen gibt, kommt es nur zu weiteren Preisverlusten,“ so Analyst John Kilduff, von Again Capital.
Bei der Citi Group hat man zum Wochenauftakt die bisherigen Preisprognosen zum Teil massiv gesenkt. Erwartete man Brent im ersten Quartal zuvor noch bei 69 Dollar, so geht man nun von einem Durchschnittspreis von 54 Dollar aus. Und die Prognosen für das zweite sowie dritte Quartal hat man von 68 auf 50 Dollar bzw. von 63 auf 53 Dollar herabgestuft. Bob Inaccino, von Path Trading Partners, warnt: wenn sich die Preise jetzt nicht stabilisieren, könnte WTI noch bis auf 47,75 Dollar abrutschen. Aktuell wird WTI bei 51,68 Dollar notiert, was etwa 21,3% unter dem Jahreshoch von 65,65 Dollar liegt. Auch Brent liegt 21,3% unter seinem bisherigen Höchstwert. Ein Minus von mehr als 20% bedeutet, dass sich nun ein sogenannter Bärenmarkt gebildet hat.
Und tatsächlich scheint es innerhalb der OPEC+ Vereinigung eine steigende Bereitschaft für ein Sondermeeting zu geben. Russland, das vergangene Woche noch keine Notwendigkeit für ein solches Treffen sah, hat seinen Widerstand nun offenbar aufgegeben. „Im Prinzip sind wir bereit, auf solche Dinge zu reagieren. Aber dafür müssen wir die Situation genauer einschätzen und überwachen, wie sie sich in den kommenden Tagen entwickeln wird,“ so Russlands Energieminister, Alexander Nowak. Laut Berichten vom Wochenende überlasse man es nun Saudi-Arabien ein Sondermeeting einzuberufen.
Diskutiert werden offenbar die Termine 8.-9. Februar sowie 14.-15. Februar. „Die Erwartung ist, dass sie in der nächsten Sitzung die [Produktions-] Kürzungen verstärken werden,“ um die Preise zu stützen, so Analyst Tony Nunan, von Mitsubishi. Und auch die Experten von Energy Aspects geben an, dass die OPEC wohl eine Kürzung von 500.000 B/T in Erwägung ziehe, wobei es noch keine Einigkeit für diesen Vorschlag gebe.
In den frühen Morgenstunden gaben die Preise an ICE und NYMEX weiter nach, können sich nun allerdings wieder etwas erholen. Dennoch bleiben die Notierungen unterhalb der Niveaus von Freitagvormittag und -mittag, während der Euro/Dollar-Kurs seine Gewinne vom Freitag weiter behalten kann. Daraus ergeben sich bei den Inlandspreisen somit rechnerisch starke Preissenkungen zu Freitag.
Preisbestimmende Faktoren:
+ OPEC+: Russland wohl mit Sondermeeting einverstanden |
+ WHO hält Handels- und Reisebeschränkungen nicht für nötig |
+ Huthi-Rebellen haben saudische Ziele angegriffen |
+ Libyens Förderung auf 262.000 B/T gefallen |
+ Shell: Force Majeure auf Bonny Light |
+ Iran reichert Uran in unbegrenztem Umfang an |
+ OPEC+ beschließt zusätzliche Produktionskürzung um 0,5 Mio. B/T |
– Enttäuschende Konjunkturdaten aus China |
– Analysten senken Prognosen für Wirtschaftswachstum, Ölnachfrage und Ölpreise |
– Coronavirus: Unternehmen in China bleiben länger geschlossen |
– WHO erklärt Coronavirus zu Gesundheitsnotfall von internationaler Tragweite |
– EU verlängert Streitschlichtung mit Iran |
– Kuwait bestätigt Restart des Wafra Ölfeldes im März |
Die Heizperiode für den Winter ist in vollem Gange, Ihr Heizöl Vorrat könnte niedriger sein als Sie erwarten. Das Wetter für die Region Südpfalz ist für heute regenrisch bei 11° Grad Höchstteperatur gemeldet. Gehen Sie doch mal in Ihren Keller und prüfen Sie gleich Ihren Heizöl Vorrat. Bei Bedarf würden wir uns über Ihre Anfrage freuen.
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