Ölpreise am Morgen fester – Vermittlungsversuche zwischen Saudi-Arabien und Russland
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* Markt-News für Mittwoch den 11. März 2020 *
Vermittlungsversuche zwischen Saudi-Arabien und Russland
Der ehemalige Ölminister Saudi-Arabiens, Khalid al-Falih, wurde nach der Eskalation im Streit um Produktionskürzungen, der schließlich in einem Preiskrieg mündete, mit Vermittlungsversuchen beauftragt. Falih hatte 2016 die gemeinsamen Produktionskürzungen der OPEC+ Gruppe ins Leben gerufen und ist mittlerweile Investitionsminister in Saudi-Arabien.
Falih hat die Gespräche mit Russlands Energieminister Alexander Nowak aufgenommen. Ziel: die für April angekündigten Produktionssteigerungen beider Länder zu verhindern. Nowak hat in diesem Zusammenhang eine weitere Zusammenarbeit mit der OPEC beim nächsten geplanten Meeting, das im Mai oder Juni stattfinden sollte, nicht ausgeschlossen. „Die Türen seien nicht zu,“ so Nowak.
Falih erhofft sich allerdings eine frühere Einigung. Sollte die Vermittlung gelingen, so will der Minister ein Sondermeeting der OPEC+ Gruppe im April abhalten.
Analyst: US Schieferöl wird Produktionswachstum verlangsamen
Laut den Experten der Commonwealth Bank of Australia (CBA) werden die niedrigen Ölpreise die US Schieferölindustrie hart treffen. Deren Produktion könnte um 1 Mio. B/T reduziert werden, wobei sich dies auf die geplante Produktionssteigerung bezieht. Die Ölförderung in der US Schieferölindustrie wird weiter zunehmen, aber wohl nicht mehr in dem bisher geplanten Umfang. Die Analysten der CBA legen bei diesem Szenario einen Ölpreis von 30 Dollar bis Ende des Jahres zu Grunde.
„Die US Schieferölindustrie ist auch anfälliger für Produktionskürzungen als in 2016. Dies liegt daran, dass vom US Schieferölsektor die Beibehaltung eines positiven Cash Flows erwartet wird und man nur noch geringe Spielräume hat um die Kosten weiter zu reduzieren,“ so die Analysten der Bank. Der April werde dabei ein entscheidender Monat werden. Sollten Russland, Saudi-Arabien und andere Ölproduzenten die angekündigten Produktionssteigerungen durchziehen, dürften die Ölpreise in den Bereich zwischen 20 und 30 Dollar fallen. „Wir glauben, dass Brent das Jahr im Bereich der niedrigen 40 Dollar beenden wird, sofern die aktuelle Marktdynamik bestehen bleibt,“ so das Fazit der CBA.
Experten erwarten neben einer reduzierten Ölsuche auch eine vermehrte Pleite von US Schieferölunternehmen. Laut den Analysten von Rystad sollen bei Preisen von 31 Dollar für WTI nur noch Exxon, Chevron, Occidental und Crownquest als Schieferölproduzenten rentabel sein. Doch auch wenn es zu einer Pleitewelle kommt, wird die US Schieferölförderung vermutlich nicht sinken, denn die variablen Kosten der Produktion sind sehr gering. Das Teure an der Ölförderung sind die Investitionen in Ölbohranlagen und Förderlizenzen. Diese könnten bei einer Insolvenz aber günstig den Besitzer wechseln und die Quellen dann zu geringeren Gesamtkosten weiter betrieben werden. So lief es auch bereits 2015/16 der Fall ab.
Barclays senkt Preisprognose
Nachdem bereits zahlreiche Analysten ihre Preisprognosen gesenkt haben, folgt nun auch die Großbank Barcalys. Die Experten haben ihre Vorhersage für den Durchschnittspreis Brent 2020 nun von 59 auf 43 Dollar gesenkt. Auch WTI hat man von 54 auf 40 Dollar stark korrigiert.
„Die Ölmärkte stehen vor einem Moment der Wahrheit, da Meinungsverschiedenheiten zwischen den wichtigsten OPEC+ Mitgliedern bedeuten, dass auf Grund der großen Nachfrageausfälle durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ungebremste unkontrollierte Öllieferungen die kurzfristigen Marktbilanz wahrscheinlich überfordern wird,“ so die Erwartung der Bank.
Marktlage
Der Streit zwischen Russland und Saudi-Arabien ist gestern weiter eskaliert. Saudi-Arabien will die Förderung im April nicht nur auf über 10 Mio. B/T steigern, sondern sogar auf ein neues Rekordniveau von 12,3 Mio. B/T anheben. Russland könne kurzfristig auch 0,2 bis 0,3 Mio. B/T zusätzlich fördern und in naher Zukunft dann um 0,5 Mio. B/T anheben.
Auch Irak und Nigeria sind dabei und haben für kommenden Monat gesteigerte Exporte angekündigt. Mit dem Bruch zwischen Russland und der OPEC ist für April auch das bisherige Produktionsabkommen hinfällig, denn das lief nur bis Ende März. Sollten die Fördersteigerungen tatsächlich so kommen, würden die Ölbestände in bisher nie dagewesenem Umfang zulegen, denn zeitgleich ist die weltweite Ölnachfrage durch das Coronavirus massiv reduziert.
Experten schätzen den momentanen Nachfrageausfall auf 2 bis knapp 4 Mio. B/T ein. Die Aufhebung der bisherigen Kürzungen und zusätzliche Produktionsmengen könnten das Angebot um zusätzliche 3,5 Mio. B/T steigern. Doch auch ohne diese Produktionssteigerung stiegen die US Rohölvorräte laut API in der abgelaufenen Berichtswoche um +6,4 Mio. Barrel. Die Zahlen hatten allerdings keinen nachhaltigen Einfluss, denn die deutlichen Abbauten bei den Produkten glichen diesen bearishen Effekt wieder aus.
in Mio Barrel | Rohöl | Destillate | Benzin | Raffinerie | Cushing |
---|---|---|---|---|---|
Erwartung: 10.03. | +1,9 | -1,8 | -2,1 | +0,1% | |
API: 10.03. | +6,4 | -4,7 | -3,1 | +0,4 |
Die Vermittlungsversuche zwischen Russland und Saudi-Arabien laufen. Bis Ende März bleibt nun noch Zeit die Produktionssteigerungen zu verhindern. Gelingt dies nicht, würden die Preise wohl noch einmal massiv fallen. Dann sehen einige Experten das Potenzial für einen Test der 20 Dollar Marke. Sollten sich Russland und Saudi-Arabien aber einigen, dürften die Preise wieder kräftig anziehen. Denn dann werden die Produktionskürzungen vermutlich stärker als zuvor ausfallen.
Diese Aussicht gibt den Ölbörsen heute Morgen zumindest etwas Rückenwind und hat die Panik unter den Händler reduziert. Der Markt wird die Entwicklung ganz genau beobachten und volatil bleiben, denn das Ergebnis der Verhandlungen wird die Ölpreise sehr stark in die ein oder eben andere Richtung beeinflussen.
Mit dem Kurssprung nach oben in der Nacht deuten sich nun auch für das Inland erneute Preissteigerungen an. Der festere Euro/Dollar-Kurs entschärft zwar leicht, unterm Strich werden die Preise aber fester erwartet.
Preisbestimmende Faktoren für den heutigen Tag:
+ Vermittlungsversuche zwischen Saudi-Arabien und Russland |
+ Konjunkturprogramme von diversen Regierungen |
+ Libyens Förderung auf 122.430 B/T gefallen |
+ Iran reichert Uran in unbegrenztem Umfang an |
– OPEC-Länder und Russland kündigen Rekordproduktion an |
– Russland: Niedrige Ölpreise sind kein Problem |
– IEA Monatsreport bearish |
– Analysten senken Ölnachfrage- und Preisprognosen |
– Ansteckungswelle des Covid19 außerhalb Chinas |
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